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Resilienzförderung im Unterricht

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Die Schule stellt Schüler*innen vor hohe Anforderungen. Besonders Kinder und Jugendliche mit Flucht- oder Migrationserfahrungen stehen dabei vor komplexen Herausforderungen. Sie müssen nicht nur schnell die deutsche Sprache erwerben, sondern sich auch an die im deutschen Schulsystem vorherrschenden Lerngewohnheiten und sozialen Normen anpassen. Dabei wird jedoch häufig vernachlässigt, welche gezielten Lern- und Entwicklungsangebote die Schülerinnen benötigen, um solche Kompetenzen überhaupt aufbauen oder weiterentwickeln zu können. Das gilt insbesondere für Schülerinnen, die unter akuter psychosozialer Belastung stehen, sich in schwierigen Lebenslagen befinden oder von struktureller Diskriminierung betroffen sind. Im Folgenden wird daher untersucht, wie Lehrkräfte die Förderung zentraler sozio-emotionaler Kompetenzen und die Entwicklung der psychischen Widerstandsfähigkeit, der sogenannten Resilienz, bei ihren Schüler*innen unterstützen können.
„Dieses Nicht-Vertrauen in die eigene Leistung, die eigenen Fähigkeiten, die sind sehr früh in der schulischen Entwicklung gelegt worden. Man muss ja nicht nur lernen und dem Leistungsstand entsprechen, sondern man muss sich dann noch zusätzlich gegen Vorurteile wehren. Das heißt, zusätzlich mehr Energie aufbringen als alle anderen. Mehr Energie, dass man unter Beweis stellen muss, dass man doch die Leistungen erreichen kann. Also Schule ist Stress, permanenter Stress“ (Afrodeutsche Pädagogin zitiert aus Madubuko 2010, 200).
Diskriminierungssensibel handeln durch Förderung der Resilienz
Schüler*innen, die Diskriminierung erleben, brauchen Unterstützung, um ihre Widerstandskraft (Resilienz) zu stärken. Diese Unterstützung sollte empowerment-orientiert sein. Empowerment bedeutet, dass die Schüler*innen lernen, welche Rechte sie haben und wie sie aktiv handeln können. Gleichzeitig geht es darum, sich selbst zu definieren und belastende Erfahrungen zu verarbeiten. In der Schule können solche stärkenden Räume geschaffen werden, wenn sie von einer speziell geschulten Person geleitet werden. Diese Person sollte idealerweise nicht die Lehrkraft der betroffenen Klasse sein. Darüber hinaus kannst du dich als Lehrkraft an folgenden zwei Ebenen für deinen Alltag orientieren:
- Auf der Beziehungsebene ist die positive und anerkennende Haltung gegenüber den Schüler*innen wichtig. Das bedeutet, emotionale Prozesse zu verstehen, ihnen Raum zu geben, empathisch zu handeln und eine positive Klassenatmosphäre zu schaffen.
- Auf individueller Ebene kannst du personale Kompetenzen fördern. Dabei geht es um Fähigkeiten wie Selbstwirksamkeit, Stressbewältigung und Selbstregulationsfähigkeit.

Wie sieht resilienzfördernde Bildungspraxis aus?
Schüler*innen mit gut entwickelten sogenannten exekutiven Funktionen können…
- … mit anderen über Dinge reden, die ihnen Sorgen bereiten
- … lösungsorientiert handeln und sich Hilfe suchen
- … sich zurückhalten, um Fehler zu vermeiden
- … Gefahren einschätzen
- … erkennen, wann sie mit jemandem reden sollten oder etwas tun müssten
- … sich wehren, wenn sie ungerecht behandelt werden
Es fällt ihnen also leichter, aktiv Lösungen zu finden und Herausforderungen zu meistern. Lerneinheiten zur Psychoedukation und achtsamkeitsbasierte Übungen unterstützen die Entwicklung dieser Fähigkeiten. Vielleicht gibt es auch in deinem Unterricht noch Möglichkeiten, die Schüler*innen in diesem Bereich zu unterstützen:
Wie bewusst planst du regelmäßige Wechsel zwischen Ruhephasen, lehrerzentriertem Input und aktiven Elementen wie kurzen Bewegungsspielen oder interaktiven Übungen?
Integrierst du Bewegung direkt in die Lernphasen, z. B. beim Vokabellernen über Gefühle und Bedürfnisse?
Planst du Reflexionen und Rituale ein, in denen Gefühle und Gedanken Platz finden?
Gerade beim Wortschatz zu Gefühlen und Bedürfnissen kann es hilfreich sein, pantomimische Bewegungen einzusetzen. So lassen sich die zu lernenden Wörter durch Mimik, Gestik und Körperhaltung darstellen. Dieser Ansatz unterstützt nicht nur das Lernen, sondern legt auch eine wichtige Grundlage: Die Schüler*innen erwerben damit den Wortschatz, um über ihr eigenes Wohlbefinden zu sprechen.

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Sonstiges

Quellenverzeichnis:
Deutsches Rotes Kreuz e.V. (2024): DRK-Expertise Resilienz. https://drk-wohlfahrt.de/blog/eintrag/neu-interaktives-pdf-der-expertise-resilienzfoerderung.html, Zugriff: 18.12.2024.
Deutsches Rotes Kreuz e.V. (2020): Gesundheit und Bildungsgerechtigkeit. Impulse zur Resilienzförderung am Lern- und Lebensort Schule. Berlin: DRK e.V.
Madubuko, N. (2010): Akkulturationsstress von Migranten. Berufsbiographische Erfahrungen und Bewältigungsstrategien. Wiesbaden: Springer Verlag.
Zimmer, R. (2016): Handbuch der Psychomotorik. Theorie und Praxis der Psychomotorik. Freiburg: Verlag Herder GmbH.